Klaus Fengler

Outdoor Photography

Reportage: Island

Island

Von

Andrea Hitzemann

Alle Wege führen ins KEX…

Klaus steigt in Zürich in den Flieger, Andrea in München, während Björgvin die letzten Vorbereitungen trifft.Am Morgen unseres ersten gemeinsamen Tages treffen wir uns dann im KEX…

Das KEX Hostel ist eine umgebaute Keksfabrik am Rande der Innenstadt von Reykjavik. Eine heimelige Bar und ausgefallenes Ambiente macht diesen Ort besonders. Er ist wie gemacht für ein Team, welches kreative Tage in der unendlichen Weite Islands plant.

Nach dieser ausführlichen Planung bleibt Zeit für weitere Organisationen, aber auch die Möglichkeit für eine kleine Runde durch die Stadt mit allen ihren charmanten Ecken. Der Sturm blies uns ins Nordic House, wo Klaus seinen fesselnden Vortrag über die Expedition Mount Roraima hielt. Morgen werden wir die Stadt verlassen.

Traditionell probiere ich etwas neues. Es sah aus wie ein Lebkuchen, ist aber typisch isländisch süß, gefüllt mit einer köstlichen sahnigen Creme. Sicherlich hat es einen langen Namen den ich mir traditionell fürs erste eh nicht merken kann.

Wasser in allen Aggregatszuständen…

Wir verlassen die Stadt früh morgens, um das so viel wie möglich vom Tageslicht zu haben. Die unendliche Weite Islands wartet nun darauf von uns entdeckt und abgelichtet zu werden.

Donnerstag...

Unsere Klamotten sind gepackt. Klaus wünscht sich Klamotten mit knalligen Farben, die uns enecco OUTDOORS Mitglied MARMOT netter Weise zur Verfügung stellt. Da Björgvin's Größen in seinem enecco Profil vermerkt sind, ist es einfach passende Bekleidungsstücke für ihn mit zu bringen. Wir sind ab dem ersten morgen definitiv in der Landschaft nicht mehr zu verstecken. Klaus ist begeistert.

Traditionell verlasse ich die Stadt nicht ohne schokolierte Rousinen, so auch nicht dieses mal ;).

Die ersten Kilometer führen im Schneesturm über schneeverwehte Strassen zum ersten Ziel. Klaus möchte zwischen den Kontinentalplatten schnorcheln gehen. Naheliegend bei diesen Wetterbedingungen. Bizarr ist es anzusehen wie er im Trockenzug im glasklaren Wasser abtaucht, während wir am Ufer versuchen uns warm zu halten. Der Schnee wird uns seitwärts ins Gesicht geschleudert. Die Szenerie ist berauschend, über, wie unter Wasser, wie Klaus uns berichtet.

Wir passieren die Naturschauspiele des "Goldenen Zirkels" und fahren nach einem Überfall im Supermarkt nach Þórsmörk.

Ohne Björgvin und seine Ortskenntnis wäre diese Fahrt nicht möglich. Wir durchqueren kleinere Flüsse in der Finsternis und suchen immer mal wieder nach der ganz "normalen Strasse in Island", wie sie Björgvin beschreibt.

Ich bin beruhigt, da er sich vor dieser Fahrt ausgiebig nach den Bedingungen erkundigt hat, auch wenn das Wasser neben uns meterhoch in die Höhe peitscht, während wir durch Flüsschen und durch den Regen entstandene Miniaturseen fahren. Kerzen vor der Tür der Berghütte laden ein, den gemütlichen Raum zu betreten. Wasser holen wir in Eimern aus dem nahe gelegenen Fuß, Wärme spendet ein Ölofen.

Wir kochen nicht irgendetwas. In der perfekt ausgestattete Küche bereiten wir unter Klaus's Regie ein vorzügliches Gericht.

Knoblauchgarnelen auf Linsen mit Spinat. Gemütlich lassen wir den Tag ausklingen.

Freitag...

Wir bereiten früh das Frühstück, um fertig zu sein für eine Wanderung in die Berge, sobald es die Lichtverhältnisse es zulassen. Sehr bald schon erreichen wir fotogene Ecken. Leider geben die tiefhängenden Wolken nur selten die Sicht etwas freier. Dennoch betört die Landschaft mit ihren malerischen Strukturen und den reduzierten Farben, die durch den Schnee noch unterstrichen werden. Björgvin und ich verleihen dem Naturschauspiel Farbe, indem Klaus uns wie exakt gesetzte Farbtupfer in seine Bilder platziert. Seine Ergebnisse zu sehen inspiriert.

Wir sind ganz alleine, zwei Schneehühner kreuzen unseren Weg. Das Wetter ist authentisch und serviert uns immer wieder Wasser in all seinen Aggregatzuständen.

Am späteren Nachmittag geht es weiter in Richtung Skaftafell, doch nicht ohne vorher noch eine Dusche an Islands bekanntem Wasserfall Skógafoss genossen zu haben. Die Klamotten halten was sie versprechen, klasse Bilder sind im Kasten.

Traditionell schlägt mein Herz höher, je näher wir Skaftafell kommen.

Strand und Eis vom feinsten

Der Himmel klart über Nacht auf und gibt ein Naturschauspiel nach dem anderen frei. Mit blanker Begeisterung genießen wir das was der Tag für uns bereit hält. Heute lassen wir Bilder sprechen... ich glaube sie sprechen für sich.

Lange Tage, auch wenn sie kurz sind...

Wir haben Tageslicht von ca. 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr, doch die Lichtstimmung vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang ist unbeschreiblich und zieht uns in ihren Bann. Auf Nordlichter dürfen wir an diesem Tag auch hoffen, da der Himmel wolkenfrei bleiben soll.

Sonntag...

Von Skaftafell fahren wir weiter in Richtung Osten, um noch an weiteren Bildern in der Gletscherlagune zu arbeiten und darüber hinaus den weiteren Küstenabschnitt zu erkunden. Das Wetter meint es wieder gut mit uns, so dass wir den Sonnenaufgang bereits an der Gletscherlagune verbringen. Wie kleine Kinder springen wir zwischen den schönen großen Eisbrocken herum. Da für Isländische Verhältnisse kaum Wind weht, lässt es sich in unseren warmen Klamotten über Stunden gut aushalten. Wie das bei kleinen Kindern aber auch manchmal der Fall ist, führt der Übermut dazu, das Klaus knietief in einer Welle verschwindet. An diesem Tag muss er mit nassen Füssen leben. Ich war am Vortag dran als ich mich in den Bächen der Eishöhle versenkte.

Björgvin kann sich zum Glück noch rechtzeitig blitzartig aus einer recht kritischen Situation retten. Zwischen Eisbrocken am Boden liegend sieht er nicht wie eine Welle auf ihn zurollt. Ich brüllte was meine Stimmbänder hergeben. Scheinbar überzeugend, da er wie von der Tarantel gestochen mit samt Fotoequipment aufspringt, um dem Wasser zu entkommen. Eine erfolgreiche Mission für ein gelungenes Foto.

Der Strasse weiter folgend, treffen wir auf eine Herde Islandpferde. Während ich im sicheren Abstand ausserhalb der Weide dem Geschehen folge, nehmen Klaus und Björgvin ein Bad in der Herde. Die neugierigen Tiere umzingeln die Beiden und fordern Streicheleinheiten. Wenn es sein muss auch per Pferdekuss. Ihr fluffiges Winterfell läd nahezu ein, darin zu versinken. Wir können uns kaum halten vor Lachen, da die Situation genau so überraschend wie herzergreifend ist.

Traditionell habe ich Schwimmklamotten dabei, wenn ich in Island in den Tag starte. Heute ist es endlich so weit - sie finden Verwendung. Wir stossen nahe des Gletscherabbruchs natürlich nicht zufällig auf Hot Tubs. Björgvin hat sie für uns ausfindig gemacht. Wir wählen das 40° Becken und rasen bei Minusgraden vom Umkleideraum ins heisse Wasser. Ein Seufzer nach dem anderen unterbricht die Stille an diesem wundervollen Ort.

Der Vollmond geht am wolkenlosen Himmel auf. Perfekte Bedingungen, um Nordlichter sehen zu können. Wir beschliessen nach einer Weile im Bad gut erhitzt zurück zur Lagune zu fahren. Klaus faltet seine zu einem Brett gefrorene Badeshort zusammen und verstaut sie zu unserer Erheiterung senkrecht im Auto. An der Gletscherlagune sind wir bereit, dass das Spektakel beginnen kann. Doch die Natur macht was sie will. Weit und breit sind keine Nordlichter zu sehen. Dennoch begeistern der große Wagen und Geräusche des knacksenden Eises, bevor wir zurück in die Unterkunft fahren. Dort bereiten wir wieder unter der Regie von Klaus ein großartiges Gericht zu. Weisse Rüben und rote Beete gegart in Weisswein mit Orangensaft mit Lammkoteletts. Vorzüglich!!!

Zurück in die Stadt...

Nach 5 gewaltigen Tagen ausserhalb der Stadt, müssen wir nach einer gelungenen Mission zurück nach Reykjavik. Auf der Strecke vergessen wir diese Tatsache hier und da noch einmal und entdecken magisch anmutende Plätze.

Montag...

Ich beginne zu leben. Björgvin prophezeite mir, dass mein Leben beginnen wird, nachdem ich Skyr, eine Isländische Quarkspeise mit flüssiger Sahne probiert habe. Nachdem ich das ganze am Tag vorher versaute, indem ich Müsli in das Skyr/ Sahnegemisch einrührte, beginne ich heute endlich zu "leben". Ich kann das sehr empfehlen.

Gestärkt machen wir uns also auf den Weg zum nahegelegenen Svartifoss, einem Wasserfall, der sich uns zwischen Basaltsäulen vor die Füsse schmeisst. Ein/ zwei Stunden verbringen wir hier in der Kälte bis die Sonne aufgeht. Schweren Herzens verlasse ich Skaftafell... nun zum dritten mal in bestem Wetter.

Hier und da halten wir an, um Plätze anzusehen, die sich für diverse Sportarten eignen. Längst sind wir verschmolzen zu einem Team welches Spass daran hat Motive zu finden und Ideen für weitere Bilder zu entwickeln. Klaus teilt sein Wissen mit uns. Dafür sind wir ihm sehr dankbar und saugen diese Informationen auf wie trockene Schwämme.

Weniger trocken geht es mal wieder am Strand von VIK zu. Die hohen wilden Wellen bereiten Spass und begeistern. Bis eine zu Nah kommt und fast den kompletten Fotorucksack von Klaus umspült. In Windeseile reisst er rechtzeitig das Equipment vom Boden hoch, während mir das Wasser mal wieder von oben in die Gore Tex Schuhe läuft.

Es steht 2:1 für mich im "wet feet contest" ;).

Die Landschaft ist eingeschneit und wir kommen bei herrlichstem Wetter eher langsam voran, da die Strassen vereist sind. Einige Autos, die bereits im Strassengraben liegen, mahnen zur Vorsicht. Nach weiteren Landschaftlichen Highlights erreichen wir ein gemütliches Fischlokal am Meer, kurz vor der Halbinsel Reykjanes. Es ist Zeit Abschied zu nehmen.

Eine grossartige Woche mit unzähligen Highlights und intensiven Eindrücken geht zu Ende… auch ohne Nordlichter. Traditionell verlasse ich Reykjavik nicht, ohne meine Wasserflasche nochmals im Flughafen zu auf zu füllen. Ich werde das köstliche kühle Wasser vermissen, wie vieles andere mehr…

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle, die mich bei diesem Projekt unterstützen. Allen voran Klaus und Björgvin, die mich 2010 inspirierten über eine Plattform wie enecco OUTDOORS nachzudenken, ohne, dass sie voneinander wussten.

Aber auch den Icelandic Mountain Guides, dem Nordic House, Alterna und Marmot, Einar, Helga und Stefan, der das Essen für uns bereitete, als wir mal wieder spät und hungrig nach Hause kamen und natürlich meiner Familie, die Verständnis dafür hat, dass ich zu dieser Mission nach Island aufbrechen musste.